Saturday, May 05, 2007

Hollywood im Schönen Schein

Hollywoods Maskerade im Schönen Schein der Sechziger I Textdownload

Extravaganz und der Schein des Schönen: Die heile Welt der Sechziger zeigt eine Maskerade einer Zeit, hinter der das Schöne aufzubrechen droht. In der Bruchstelle wird die unendliche Suche nach dem, was da noch mehr ist, vehement offen gelegt. Doch zunächst klafft nichts: Unter goldenem Schein bleibt vorerst alles verborgen. Weitab der ökonomischen Realität der Hollywood Studios, die sich nach dem Feldzug des Fernsehens nur kaum noch behaupten konnten und den gesellschaftlichen Umwälzungen im Strudel des Zeitgeistes trotzte, zeigt sich die Gesellschaft im Film als eine ewig schillernde Party oberflächlicher Bekanntschaften und freundlichem Lächeln im Gesicht. Mit Filmen wie Breakfast at Tiffany’s wird eine Welt geschaffen, deren glitzernde Anmut im glamourösen Kitsch das Reale lächelnd zur Seite schiebt. Im Rausch dieser exklusiven Atmosphäre bleibt Hollywood stehen und verharrt in diesem Stillstand des Schönen. Doch schon hier geht Breakfast at Tiffany’s weiter, thematisiert es diese Maskerade schon zu Beginn der Dekade selbst, so wird sie im Folgenden doch noch einige Jahre weiter getragen und atemlos im Leben gehalten. Mit Einem Hauch von Nerz oder Goldfinger wird die Welt hinter der Exklusivität der Oberflächlichkeiten zurückgehalten und die Bruchstelle erfolgreich zusammen­gehalten. In der Fabrikation von Träumen dieser Art zeig sich so dann die zentrale Strategie Hollywoods als sinnlähmende Industrie der Massenkultur.

Der so schon von Ernst Bloch in seiner Auseinandersetzung mit der neuen Massenkultur verwendete Begriff der Traumfabrik in Anlehnung an Adornos Kulturindustrie als Zentralstelle für Regression sieht in der Filmproduktion das „fabrikmäßig organisierte Kino“, was damit weitaus mehr mit der reinen Erschaffung einer Schweinwelt zu tun hat als mit Kunst und deren Verarbeitung von Realitäten. Unwirkliche Filme als Flucht-Utopien und Ablenkungsfilme, anstatt einer „Traumfabrik, eine Kamera der kritisch anfeuernden, plan-humanistisch überholenden Träume“ und avantgardistischen Oppositionen mit ganz anderen Inszenierungstechniken in der Wirklichkeit selbst. So tritt uns die Traumfabrik vielmehr noch als eine in ihren ökonomischen Zusammenhängen erfasste Kinomaschinerie entgegen, als eine nach Kracauer und Benjamin beschriebene Zerstreuungs- und Unterhaltungsmaschinerie, die stetig und fast unbemerkt Montage, Illusion und Tagtraum vermischt und dabei neue Realitäten als Imaginationen vertreibt. Eine Bewußtseinsindustrie, die immer selbstbewusster das Bewusstsein der Rezipienten zu behandeln weiß und dabei, selbst den Bedürfnissen abgewandt, Gesellschaft selbst produziert.


[PDF DOWNLOAD DES VOLLSTÄNDIGEN TEXTES]


No comments: