Gespenster I Christian Petzhold, D2004
Niemand will hier sein. Lichtgestalten umkreisen sich, ohne von ihrem Fixpunkt abweichen zu können. Doch das Außen drückt. Einen Augenblick. Alles fließt, schwebt und zerrinnt. Nichts bleibt hier bestehen. Und starr ist es trotzdem. In fortwährender Dauer zeigen uns kahle Choreographien schleifende Bewegungen, die alle durch eine verhüllende, urbane Frostigkeit angetrieben werden. Niemand will diesem Nichtleben erliegen. So rennen sie weiter in Missachtung ihrer Umstände, wobei die Gründe für ihre Wege uns weiter verborgen bleiben. Sie geistern wortlos in geordneter Reizüberflutung durch ihr Leben auf der Suche nach genau diesem. Nina, aus irgendeinem scheiß Heim trifft auf Toni mit irgendeiner Vergangenheit. Ohne nachzufragen lassen sie sich treiben und verbinden sich in einer Symbiose von der wohl niemand etwas hat und beginnen sich in ihren Komplementärfarben zu lieben, vom kalten Blau ins tiefe Rot, was nun gänzlich alles verschwinden lässt. Doch stets wird dies auch wieder gebrochen und die Einsamkeit im Bild offensiv. Nina sucht nach ihrer Vergangenheit, dem Herz nicht in ihrer Brust sondern auf dem Rücken folgend. Oder ist es gar nicht dort? Die Frage bleibt genauso unbeantwortet wie die Geschichten, die einfach nicht beginnen können. Und das ist vielleicht auch gut so. Francoise findet darin ihr gestohlenes Leben, ihr entführte Tochter, doch lässt sie sie in Gewissheit ihres Nichtvorhandenseins wieder ziehen. Alles fließt. Und so setzt sich die Auflösung Ninas fort, während Toni schon längs wieder verschwunden ist. Alles zerrinnt. Eingetaucht in ihrer Suche nach einer Zukunft bleibt sie da wo sie war und lässt Nina in wiederholender Ordnung allein. Und wieder fährt sie, verschwindet dabei in der Kontinuität der Bilder einer unbestimmten Linearität, ohne die Augen vom Boden heben zu können. Ohne Ziel bleibt der Weg auf der Strecke. Wie die imaginäre Bilderfolge der kopierten Computersimulation aus Francoise Lederbrieftasche das Leben ihrer Tochter Marie scheinbar in das imaginäre Leben Ninas hineinfließen lässt, so läuft diese Bewegung gegen Null ins Nichts. Alles schwebt. Es ist wie der vergebliche Versuch Ninas sich eingehüllt in ihrer leuchtenden Warnweste vor dem Geschehen im Grün des gepflegten Parks zu verstecken. Niemand will hier sein. Ihre Bemühungen bleiben ohne Beachtung. Blicke werden nicht erwidert. Gesehen wird sie ohnehin nur in Schwarz-Weiß, genau auf jener Kopie oder den Übertragungen des überwachenden Kameraauges als austauschbare Marie, mit oder ohne Herz. Nichts hat Bestand. Und starr ist es trotzdem. Die kargen Bilder, quadratisch eingependelt und von kadrierenden Rahmungen eingesperrt geben niemanden frei. Ninas Vogelfreiheit lassen nur Schatten passieren. Gespenster verlorener Figuren ohne Geschichten.
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