Sunday, June 11, 2006

Der Sommer, den wir erwarten

Sommer vorm Balkon I Andreas Dresen, D2005

„Die Richtigen sind meist immer die Falschen“. So wie sich die beiden sich schneidenden Züge in der urbanen Bewegung letztlich nicht berühren werden, scheint sich der Film vehement gegen jegliche Anschlüsse zu wehren. Leerstellen. Abgegrenzt. Wie ein fragiler Balkon, der sich von der tristen Häuserwand abhebt und, obwohl eine Aussicht nach außen gewährend, dem Innen doch nicht entkommen kann. In sich gefangen. Nicht passt hier zusammen. Und niemand nähert sich an. So auch die Bilder. Immer wieder wird der Leere die Bewegung entgegengesetzt, Details groß aufgenommen und im direkten Anschluss wieder falsch zusammengefügt. Die Bilder zeigen eine „Teamfähigkeit“, die nur oberflächlich zu existieren scheint und dabei wohl doch „eigentlich ganz normal ist“. Der stetig verlorenen Kaffeedose folgend, verschwinden im Schnitt die Dinge in Anschlussfehlern, Nichtraucher werden zu Rauchern und Trinker zu Nichttrinkern. so wie die illusionäre Nähe der Figuren weitergereicht wird, ohne zu verweilen ihren Platz in deren Stetigkeit nicht wieder findet. Dabei werden diese Gegensätze direkt im Bild montiert. Assoziativ werden so im scheinbar subjektiven Blick die lebendigen Brüste Nikes mit dem starren Blick des Alten zusammengebracht, Kaffee statt Vodka auf den Tresen gestellt und Ronalds Plastiktüte mit dem Banner Roland ins Bild gerückt. Uns bleibt gar nichts anderes übrig als diesen Gegensätzen hinterher zuhetzten, sie selbst zusammenzufügen, und letztlich doch wieder festzustellen, dass hier nichts zusammen passt. So wie Max ohne einen Bezug und ohne Pause seiner Nähe hinterherläuft, prallen wir auf die freigelegte Leerstelle. Doch dann schaltet Nike wieder das Licht aus und es wird wieder dunkel im Kino. Und wenn es im Sommer gar nicht mehr wirklich dunkel wird und schon bald wieder hell, verschwinden alle Gegensätze in sich selbst. Oder besser: Die scheinbare Nähe der Gegensätze bricht eine Lücke auf, die nicht zu füllen ist. Und so sind sie schon keine Gegensätze mehr sondern einfach nur allein. Das ist der laue Sommer von Berlin. Und ich weiß wieder, wieso ich Berlin nicht mag.

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